Randgänge in der Geschichtstheorie

Das Schreiben ist voller Randgänge. Wie hier in diesem Seitenabschnitt eines Buches, das mir geschenkt wurde und welches Lektürespuren zeigt. Die mich beschenkende Person hatte es gelesen und offensichtlich bearbeitet. Das Bild zeigt eine Bemerkung am Rand, die die Relevanz („imp!“) einer unterstrichenen Aussage hervorhebt. Dieser Randgang im wörtlichen Sinne gehört wohl für die meisten zum geschichtswissenschaftlichen Arbeiten (und damit zum Prozess des Lesens und Schreibens). Fast schon eine Nebensächlichkeit, ein solcher Randgang. Denn üblicherweise steht eine solche Annotation außerhalb des eigentlichen Textes. Sie wird möglicherweise sogar als störend angesehen.1 Dieser sekundäre Charakter, nur um ein Beispiel zu nennen, zeigt sich beispielsweise daran, dass Bibliotheken verlangen, Bücher ohne Anmerkungen zurückzugegeben. Dies soll der Erhaltung des originalen Textes dienen – der Speicherung von Wissen; Markierungen, Anmerkungen, Kritzeleien usw. werden dabei als störend angesehen. Ohne für Markierungen in Bibliotheksmedien werben zu wollen, steht dem die Auffassung gegenüber, Anmerkungen als integraler Bestandteil eines Textes zu betrachten. Die Praxis der Annotation zeugt vom Versuch, einen Text anzueignen und zugleich mit ihn ins Gespräch zu kommen. Sie ist selbst als Schrift zu verstehen.2 Die Randgänge sind in diesem Sinne weder eine Nebensächlichkeit noch von geringerer Bedeutung als der Text selbst. Der Leser oder die Leserin lenkt die Aufmerksamkeit auf eine Passage, versieht sie mit einem Zeichen und schreibt sich somit in den Text ein. Das Lesen des gedruckten Textes kann zumindest nicht mehr unabhängig von dieser Anmerkung geschehen – sie überlappen sich. Und auch in ihrer Materialität ist die Bleistiftanmerkung Teil des Papiers geworden und würde wahrscheinlich auch bei einer Radierung Spuren hinterlassen.
Diesen wortwörtlichen Randgang – die Grenzüberschreitung des eigentlichen Textes, aber doch im Rahmen-Bleibend – möchte ich als Anlass ergreifen, um über eine Parallelität zwischen Geschichtstheorie und Philosophie ins Schreiben zu kommen. Mir geht es um Randgänge – und zwar um solche der Geschichtstheorie und auch solche einer bestimmten Denkweise in der Philosophie. Der Titel des Beitrags spielt dabei bewusst auf Jacques Derridas Randgänge der Philosophie an. Im einleitenden Beitrag Tympanon geht es Derrida um die Grenzen der Philosophie und dem Paradox einer Grenzüberschreitung. Das Andere der Philosophie würde sich auflösen, wenn es nicht mehr ihr Anderes wäre.3 Wenn ich hier also auf den erwähnten Titel Derridas verweise, dann möchte ich eben jene Paradoxie einer Grenzüberschreitung hervorheben, die die Möglichkeit eines Randgangs nicht ausschließt und gleichzeitig die Unüberschreitbarkeit einer Grenze beibehält. Um für diese theoretisierende Praxis am Rand zu argumentieren, möchte ich in einer Gegenüberstellung von Philosophie und Geschichtstheorie, das Theoretisieren für die Geschichtstheorie (Geschichts-Theoretisieren) in den Vordergrund stellen und metaphorisch als randständigen Versuch interpretieren, Bestehendes zu befragen und neue Fragestellungen hervorzubringen.
Philosophieren als theoretische Tätigkeit
In der Philosophie wird das Denken und Schreiben über philosophische Probleme und Fragen auch als das Philosophieren bezeichnet.4 Einen besonderen Blick möchte ich diesbezüglich auf den Philosophen Jay Rosenberg werfen, der in einer Einführung zum Philosophieren schreibt, dass nur wenige Menschen über das Staunen hinausgelangen, weil sie nicht wüssten, wie sie zum Philosophieren kommen können. Dieses Wie zeichne, im Unterschied zu einer Disziplindefinition vom Gegenstand her, die Philosophie aus.5 Dieser Umstand einer erlernbaren Tätigkeit des Philosophierens und die Definition einer Fachidentität vom Philosophieren her, statt von einem allgemeingültigen Untersuchungsgegenstand der Philosophie, ist insoweit interessant, als dass Rosenberg hieraus den theoretischen Charakter des Philosophierens hervorhebt. Philosophinnen und Philosophen „denken über das Denken über die Welt nach. Das Ergebnis sind also nicht neue Tatsachen, sondern ist neue Klarheit darüber, was die alten Tatsachen sind und was nicht, und darüber, auf welche Weise sie zu legitimieren sind. Praktizierende Philosophen sind demnach die Theoretiker par excellence“.6 Die Tätigkeit derjenigen, die sich in der Disziplin bewegen, ist folglich eine theoretische. Der Theoriebegriff steht bei Rosenberg im Gegensatz zur Empirie. Empirische Wissenschaften liegen demnach zwischen der Philosophie; vor und nach diesen Wissenschaften kommt das Philosophieren. Die Reflexion über die einzelnen empirischen Wissenschaften macht das nach aus. Diese Reflexion sei aber zugleich etwas wie der Ursprung der verschiedenen Wissenschaften (vor) – Philosophie beginne mit dem Staunen, so der Verweis auf Aristoteles – und ist insoweit immer am Rand der jeweiligen Einzelwissenschaften beheimatet.7
Wenn Rosenberg hierbei also von einer Disziplin „zweiter Ordnung“8 spricht, dann bringt dies den theoretischen Charakter der Philosophie in zwei Dimensionen zum Ausdruck. In den Dimensionen des vor und nach verstehe ich es erstens als die philosophische/theoretische Möglichkeit, vom Staunen zum Philosophieren zu gelangen. Und zweitens steht das Philosophieren immer am Rand zu den empirischen Disziplinen (erster Ordnung) und ist die ihrem/r jeweiligen Wissen(-sproduktion) nachgängige(n) Reflexionsweise. Es handelt sich um eine Distanz zu anderen Disziplinen und ihren Fragen/Problemen an ihre jeweiligen Gegenstände. Das Philosophieren, das hier nach Rosenberg im Wesentlichen an anderen Wissensproduktionen orientiert ist, beziehungsweise ihren Platz im ‚modernen‘ Wissenschaftssystem reflektiert, ermöglicht folglich das Befragen disziplinärer Erkenntnisse und ihrer Selbstverständlichkeiten. In dieser Ordnung von Philosophie vor und nach den empirischen Wissenschaften ist das Philosophieren/Theoretisieren immer zwischen Nähe und Distanz zu diesen angesiedelt. In diesem Verständnis der Philosophie als Disziplin zweiter Ordnung würde ich das vor und nach als stetigen (disziplinären) Randgang bezeichnen. Durch das Philosophieren teilt sich die Philosophie nicht nur die Problem- und Fragestellungen mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen, sie bringt sie möglicherweise (zuerst) hervor.
(Geschichts-)Theoretisieren/Philosophieren
Wieder zurück zum Schreiben am Rand: Wo ist die Geschichtstheorie zu verorten? Müsste ihr vielleicht ein sekundärer Charakter zugeschrieben werden? Am Rande empirisch-historischer Forschung? Das, was als Theorie bezeichnet wird, ist von dieser Frage her bestimmt.9 Eine idealtypische Trennung von empirisch-historischer Forschung und Geschichtstheorie verdächtigt sich meines Erachtens nach einer Randerscheinung von Theorie zu sein: etwas neben dem ‚eigentlichen‘ Text stehendes. Gleichzeitig möchte ich hier aber dennoch für eine randständige Praxis argumentieren, bei der die Geschichtstheorie einer Praxis des dargestellten philosophischen Theoretisierens nahekommt. Um diesen Gedankengang zu verdeutlichen, soll eine neuere geschichtstheoretische Diskussion angerissen werden, in der das substantivierte Verb des Theoretisierens von Bedeutung ist. Die Prämisse ist, dass das vor und nach, dass ich anhand des Philosophierens gezeigt habe, in ein ähnliches Verhältnis zum Geschichts-Theoretisieren gerät. Dadurch könnte sich am Rande des Textes ein Raum für das Theoretisieren eröffnen.
Das Theoretisieren ist in der geschichtstheoretischen Diskussion an manchen Stellen schon thematisiert worden. Neuerdings wird die Forschungspraxis derjenigen, die sich im Feld der Geschichtstheorie bewegen, als substantiviertes Verb ausgedrückt.10 Lisa Regazzoni schlägt auf diesem Blog beispielsweise vor, das Theoretisieren als reflexive Praxis zu verstehen und nicht von der Geschichtstheorie im Singular zu sprechen.11 Dieses Theoretisieren meint bei Regazzoni das Nachdenken über Geschichte im dreifachen Sinne und umfasst dessen Konstruktionscharakter, die unterschiedlichen Darstellungen der Vergangenheiten sowie dem Wie der Geschichtsforschung. Insofern ist es weder an einen festen Theoriekorpus gebunden, noch an eindeutige Themenkomplexe. Es beschränkt sich weder auf die Geschichtswissenschaft als einzigen Zugang zur Geschichte, noch lässt es eine instrumentelle Vereinnahmung von Geschichtstheorie zu.12
Diese Bestimmung des Theoretisierens steht dem oben dargestellten Philosophieren insoweit nahe, als es sich als spezifische Denkform ebenso an den Rändern bewegt. Erstens lässt sich hervorheben, dass das Theoretisieren die Reflexion beziehungsweise das Denken über das Denken über das, was jeweils Geschichte genannt wird, ist. Um die Parallele zu konturieren: Der theoretische Charakter, und hier bin ich nahe an Rosenberg, kommt vor allem daher, dass das Theoretisieren ermöglicht, das Wissen und die Wissensproduktion von dem, was wir als Geschichte bezeichnen, zu reflektieren. Diese Funktion des Theoretisierens entspricht – in der Bedeutung eines nach – einem randständigen Charakter. Das Geschichts-theoretisieren ist, so gesehen, mit Fragen beauftragt, über die Unsicherheit besteht, wie sie formuliert und beantwortet werden können. Und so verweist die Bezeichnung des ‚Theoretisierens am Rand‘ darauf, dass dort abseits geschichtstheoretischer Korpora, spezifisch geschichtstheoretischen Themenkomplexen oder geschichtswissenschaftlicher (disziplinärer) Konventionen gedacht werden kann. Es muss randständig bleiben, weil es sich, wie auch beim Philosophieren, um einen Versuch handelt, sich am Rande der eigenen Disziplin zu bewegen.13
Die Aufweichung der disziplinären Grenzen ist dabei vor allem dem Gegenstand geschuldet. Der Gegenstand ‚Geschichte‘ ist schließlich nicht exklusiv Historiker*innen vorbehalten. Und hier schließt sich zweitens an: nämlich die disziplinären Randgänge. Der Entgrenzungsversuch von Regazzoni ist deshalb auch so spannend, weil ich ihn als eine Praxis an den Rändern interpretieren würde. Ganz ähnlich zum Philosophieren ist das Theoretisieren nicht an die institutionalisierte Form der Geschichtsschreibung durch Historiker*innen gebunden. Aus diesem Grund steht das (Geschichts-)Theoretisieren auch vor dem, was als Geschichte bezeichnet wird. Es kann das Sprungbrett geschichtlicher Fragestellungen sein, die sich erst aus Randgängen ergeben.14 Eine Versicherung über das geschichtstheoretische Selbstverständnis, das sich beispielsweise in einem Kanon abzeichnet, kann über das eigentlich spannende Geschäft des (Geschichts-)Theoretisierens hinwegtäuschen. Denn dies könnte die Möglichkeit des Denkens außerhalb eines solchen Kanons und gleichzeitig der Vergewisserung über diesen immer wieder neu eröffnen.
Der leere Raum am Seitenrand – metaphorisch der Ort des Theoretisierens – ermöglicht die Befragung des Bestehenden und eröffnet gleichzeitig neue Fragerichtungen. Das (Geschichts-)Theoretisieren kann vorhandene Fachgrenzen und Selbstverständlichkeiten stören und bringt Fragen hervor, über die vorher noch keine Frage bestand. Die Hervorhebung der Metapher des Randgangs sollte ein Abweichen vom zunächst sekundär erscheinenden Charakter implizieren. Und dennoch bleibt sie eine Praxis am Rande, die sich in der hervorgehobenen Art und Weise eines Theoretisierens zum Primären verhalten muss. Insofern würde ich das Geschichts-theoretisieren als Versuch beschreiben, stets neue und vorhandene Grenzen auszuloten, ohne diese gänzlich überschreiten zu können. Es ist ein Versuch, sich an den Rändern zu bewegen: Würde das Theoretisieren diesen Ort verlassen, würde das, was sie vor- und nachgängig zu reflektieren sucht, also Geschichte, verschwinden. Die Randgänge in der Geschichtstheorie sind von dieser (metaphorischen) Trennung abhängig. Ein solcher Versuch des Geschichts-theoretisierens spiegelt sich in dem hier vorgelegten Text wider. Er befindet sich am Rande zur Philosophie. Aus der Frage nach dem Philosophieren ergeben sich neue Fragen für die Geschichtstheorie. Das, was ich hier unter Geschichtstheorie beziehungsweise das Geschichts-theoretisieren reflektiere, wird somit im besten Fall aus einer gewissen Selbstverständlichkeit enthoben. Das Geschichts-theoretisieren sollte insofern in Bewegung bleiben und im Versuch sich neu zu erfinden.
Marcus Wystub ist Doktorand an der Bielefeld Graduate School of History and Sociology an der Universität Bielefeld. Er promoviert dort zu Jacques Derridas hantologie und deren Bedeutung(sverschiebungen) innerhalb geschichtstheoretischer und -philosophischer Forschung. Er ist unter folgender E-Mail-Adresse erreichbar: marcus.wystub@uni-bielefeld.de


Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International License.
- Anders schreibt zum Beispiel Sabine Zubarik über Marginalien, dass sie als Marker für Mehrstimmigkeit stünden. Sie fragt: „wie eigentlich ein Text ohne Mit-Text auskommen kann“. Sabine Zubarik: Marginallinien als Satz-Zeichen, in: Helga Lutz u. Nils Plath (Hrsg.): Satzzeichen: Szenen der Schrift, Berlin 2017, S. 56-60, S. 58. In einem Sammelband mit Bernhard Metz merkt sie zudem an, dass marginale Anmerkungsformen als „exemplarischer Fall polyphoner, vielschichtiger und dichter Literatur gelten“. Bernhard Metz u. Sabine Zubarik: Einleitung, in: Dies. (Hrsg.): Am Rande bemerkt. Anmerkungspraktiken in literarischen Texten, Berlin 2008, S. 7-11, S. 9. [↩]
- In einer Unterscheidung von Schreiben (Prozess) und Schrift (Prozessspur), wie Sandro Zanetti deutlich macht, ist die Anmerkung, die hier in der Abbildung zu sehen ist, zu einer Prozessspur geworden. Siehe: Sandro Zanetti: Einleitung, in: Ders. (Hrsg.): Schreiben als Kulturtechnik, Berlin 2015, S. 7-34, S. 15. [↩]
- Siehe dazu: Jacques Derrida: Tympanon. Randgänge der Philosophie, Wien 1988. Das Denken der Grenzen der Philosophie ist kein Novum bei Derrida. Es zeichnet jedoch sein Denken/Projekt insgesamt aus; es ist ein aporetisches Denken. Siehe dazu: Manuel Reinhard: Der Topos der Grenze, in: Andreas Brenneis u.a. (Hrsg.): Technik – Macht – Raum: Das Topologische Manifest im Kontext interdisziplinärer Studien, Wiesbaden 2018, S. 335-343, S. 335ff. [↩]
- Vgl. bspw. Kinga Golus auf diesem Blog: Kinga Golus: Kann die Theorie ihre eigene Praxis sein? Ein Einblick in das Fachverständnis der Philosophie, in: Geschichtstheorie am Werk, 23.05.2023, URL: https://doi.org/10.58079/pcz0 (19.03.2025). Siehe auch: Ariane Filius u. Sibille Mischer: Philosophische Texte schreiben im Studium, Stuttgart 2018, S. 19. [↩]
- Jay F. Rosenberg: Philosophieren: Ein Handbuch für Anfänger, Frankfurt a. M. 2009, S. 16ff. [↩]
- Ebd., S. 21f. [↩]
- Ebd., S. 21ff. [↩]
- Ebd., S. 18. [↩]
- Hier sei nur ein Hinweis auf eine Erinnerung Valentin Groebners gegeben, der den Stil der Theorie (in Bielefeld) als ein Distinktionsmerkmal hervorhebt: „Theoretische Orientierungen wurden visuell kommuniziert, als romantische Echo-Effekte in imaginären Kollektiven. Man konnte es also an den Bielefelder Cordjacketts sehen […] am Orden der Weißen Rollkragenpullover von der Edlen Glatze, und an den strengen, immer am Hals zugeknöpften schwarzen Hemden des »Il n’ya pas de hors texte«“. Valentin Groebner: Ankommen in Bielefeld 1989, in: Sonja Asal u. Stephan Schlak: Was war Bielefeld? Eine ideengeschichtliche Nachfrage, Norderstedt 2015, S. 179-189, S. 187. Wird der Habitus des Theoretikers vielleicht gerade durch eine Zweitrangigkeit der Theorie gebildet? [↩]
- Zumindest ist mir nicht bekannt, dass das Theoretisieren als Forschungspraxis bisher von Geschichtstheoretiker*innen in den Vordergrund gerückt wurde. Lehrbücher zur Geschichtstheorie beziehen sich häufig eher auf einen Theoriekorpus mit sogenannten ‚Klassikern‘ geschichtstheoretischer Literatur. In The Routledge Companion to Historical Theory beispielsweise als „Modes and schools of historical thought“ zusammengefasst: Chiel van den Akker (Hrsg.): The Routledge Companion to Historical Theory, London 2021; Jörg Baberowski, der in Der Sinn der Geschichte einen Kanon von Hegel bis Foucault aufbaut und die geschichtsphilosophische Frage des Sinnes in der Geschichte als Titel für den Kurs durch die Geschichtstheorien wählt: Jörg Baberowski: Der Sinn der Geschichte: Geschichtstheorien von Hegel bis Foucault, München 2014. Einen weiteren Vorschlag für das Theoretisieren bietet auch das Issue ‚Theorie als Praxis‘. Siehe dafür: Jana Kristin Hoffmann u. Philipp McLean: Theorie als Praxis – Vermittlung von Geschichtstheorie(n) in Forschung und Lehre, in: Geschichtstheorie am Werk, 28.02.2023, URL: https://doi.org/10.58079/pcyh (19.03.2025). In diesem Issue ist auch Stefan Haas‘ Beitrag zum Theoretisieren entstanden: Stefan Haas: Theoretisieren als soziale Praxis. Was ich unterrichte, wenn ich als Professor Theorie unterrichte, in: Geschichtstheorie am Werk, 28.03.2023, URL: https://doi.org/10.58079/pcyo (19.03.2025). [↩]
- Lisa Regazzoni: Geschichte theorisieren oder Geschichtstheorie in Frage(n) stellen, in: Geschichtstheorie am Werk, 23.11.2021, URL: https://doi.org/10.58079/pcwl (19.03.2025). [↩]
- Ebd. [↩]
- Zeugt das Versuchen von Unsicherheit und führt zu wissenschaftlichen Beiträgen, die nicht ausgereift sind und möglicherweise einen immer vorläufigen Status beibehalten? Anna Karla hat in einem Essay für die Vorläufigkeit der Geschichtsschreibung argumentiert. Der Essay behandelt die Frage: Wie bewegt sich die Disziplin? Die Antwort lautet für Karla, sie scheint eher zu schwanken. Schwankend vor dem, was man Öffentlichkeit oder Gesellschaft nennen würde, auch schwankend vor dem eigenen Verhältnis zu wissenschaftlich-technischen Anforderungen, vor allem mit Blick auf digitale Herausforderungen, und letztlich schwankend vor sich selbst als Disziplin. Die Geschichtsschreibung produziert Geschichte(n); trotz Hindernisse, Selbstzweifel und so weiter. Sie stochert im Nebel und wird im Versuchen vielleicht auch Scheitern. Aber das Versuchen ist das Einzige, das wir haben. Das Versuchen, auch wenn Karla das Wort selbst nicht verwendet, würde ich im Vordergrund ihres Anliegens sehen. Anna Karla: Vorläufig Geschichte schreiben. Eine Aufforderung in fünf Schritten, in: WerkstattGeschichte 84/2 (2021), S. 123-133. [↩]
- Anstrengungen diesbezüglich, Geschichtstheorie in dieser Weise zu betreiben, sind explizit bei Regazzoni zu beobachten. Siehe dafür: Regazzoni, Geschichte theorisieren; Lisa Regazzoni: The Uncertain Stuff of History: Outline of a Theory of Intentionality – Thing by Thing, in: History and Theory 63/2 (2024), S. 186–218; Lisa Regazzoni: Den Vergangenheiten auf der Spur: Abriss einer Theorie der Intentionalität – Den Dingen entlang, in: Geschichtstheorie am Werk, 26.04.2022, URL: https://doi.org/10.58079/pcxa (19.03.2025). [↩]
OpenEdition suggests that you cite this post as follows:
Marcus Wystub (March 25, 2025). Randgänge in der Geschichtstheorie. Geschichtstheorie am Werk. Retrieved November 16, 2025 from https://doi.org/10.58079/13k80

